Vorherbestimmung

Ali, ALLAHs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

Einmal nahmen wir an einem Trauerzug in Baqi Al-Gharqad teil. Da kam der Gesandte ALLAHs, ALLAHs Segen und Heil auf ihm, zu uns. Er saß, und wir saßen um ihn umher. Er hatte einen Stock in seiner Hand. Er senkte den Kopf schweigend und begann die Erde (vor ihm) mit dem Stock zu zerkratzen. Dann sagte er: 
„Es gibt keinen von euch bzw. keine lebendige Seele, ohne daß Allah seinen oder ihren Platz entweder im Paradies oder in der Hölle schon bestimmte, und ohne daß ihr Glück oder Unglück vorgeschrieben ist.“ Da sagte ein Mann: „O Gesandter ALLAHs, warum ergeben wir uns denn unserem Schicksal nicht, das in der wohlverwahrten Tafel vorgeschrieben ist, und beachten das Werk nicht?“ Er antwortete: „Wer zu den glücklichen Leuten gehört, der wird Gutes tun. Wer aber zu den unglücklichen Leuten gehört, der wird Böses tun. (Ihr Menschen!) Wirket! Jedem ist der Weg leicht gemacht: Den glücklichen Leuten wird der Weg zum guten Werk erleichtert, und den unglücklichen Leuten wird der Weg zum bösen Werk erleichtert.“ 
Dann rezitierte er: 

„Jener aber, der gibt und gottesfürchtig ist und an das Beste glaubt, dem wollen Wir den Weg zum Heil leicht machen. Jener aber, der geizt und gleichgültig ist und das Beste leugnete, dem wollen Wir den Weg zur Drangsal leicht machen.“

(Quran, Suraa Al-Layl 92:5-10)

(Bucharyy, Muslim, Tirmidhi, Abu Dawud, Ibn Madschah und Ahmad Ibn Hanbal)

Hat das Bittgebet eine Wirkung auf das Schicksal?

Frage:

Hat das Bittgebet irgendeine Wirkung auf das Schicksal, welches für eine Person geschrieben wurde, bevor sie erschaffen wurde?

Antwort:

Es besteht kein Zweifel, dass das Bittgebet bewirkt, dass sich das geschriebene Schicksal einer Person verändert. Jedoch stand diese Änderung wegen des Du’as (Bittgebetes) auch schon geschrieben. Deshalb denke nicht, dass du mit deinem Du’a zu Allah, etwas veränderst, was nicht schon geschrieben stand; vielmehr stand dein Du’a schon geschrieben und ebenso das, was daraus resultiert.

Deshalb kommt es vor, dass der Rezitator über jemanden rezitiert, welcher krank ist und er wird aufgrund dessen gesund; so wie in der Geschichte der militärischen Expedition des Propheten (salla Allahu alaihi wa sallam), als er Leute sandte, die als Gäste bei Ungläubigen verweilten, welche sie nicht gut behandelten. Woraufhin eine Schlange deren Führer biss, sodass diese Menschen die Muslime baten, über ihm etwas zu rezitieren, um ihn zu heilen.
Die Sahaba stellten die Bedingung auf, dass sie dafür bezahlt würden, so dass man ihnen eine Schafsherde als Bezahlung gab. Einer der Sahaba rezitierte also die Sure al-Fatiha über ihm, sodass der Gebissene aufstand, als ob er von Fesseln befreit wurde, sowie ein Kamel, welches sich von seinen engen Zügeln befreit. Die Rezitation hatte also eine Wirkung, indem sie ihn heilte.

Das Bittgebet hat demgemäß eine Wirkung, aber es verändert nicht das Schicksal, vielmehr stand auch das schon geschrieben und alles mit Allah ist gemäß des Qadr (göttliche Vorherbestimmung).

Genauso haben alle Ursachen – mit Allahs Erlaubnis – einen Einfluss auf ihre Wirkung, weil die Ursachen im Schicksal geschrieben stehen; genauso wie die Wirkungen im Schicksal geschrieben stehen.

Shaykh Muhammad Bin Salih al-`Uthaymin, rahimahullah

Fataawa Arkanaul-Islam – S.190 DARUSSALAM

Was ist uns vorherbestimmt? Wie gehen wir damit um?

 Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte:

„Einem jeden von euch wurde sein Platz im Paradies [oder] in der Hölle niedergeschrieben“,
fragten sie: „Oh Gesandter Allahs, sollen wir uns nicht auf das Niedergeschriebene
verlassen?“ „Tut das, denn jeder wird zu dem geführt, wofür er erschaffen wurde. Derjenige,
der zu den Glückseligen gehört, wird zu den Taten der Glückseligkeiten geleitet. Derjenige,
der zu den Verdammten gehört, wird zu den Taten der Verdammten geleitet.“

Dann rezitierte der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm:
Was nun jemanden angeht, der gibt und gottesfürchtig ist und das Beste für wahr hält, so werden Wir ihm den Weg zum Leichteren leicht machen.Was aber jemanden angeht, der geizt und sich für unbedürftig hält und das Beste für Lüge erklärt, so werden Wir ihm den Weg zum Schwereren leicht machen.
[Sura al-Lail 92:5-10]
[überliefert bei Buchari & Muslim]

Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hat ihnen also befohlen zu handeln und sich nicht auf das Vorherbestimmte zu verlassen, denn derjenige, der zu den Paradiesbewohnern bestimmt wurde, wird nicht zu diesen gehören, wenn er nicht die Werke der Paradiesbewohner im Diesseits verrichtet. Ebenso wird derjenige, der zu den
Höllenbewohnern bestimmt wurde, nicht zu ihnen gehören, wenn er nicht die Werke der Höllenbewohner im Diesseits verrichtet.

Die Handlungen zu verrichten, liegt in der Kraft des
Menschen, weil dieser weiß, dass Allah, der Erhabene, ihm den freien Willen und die Kraft gab, Handlungen zu vollziehen oder eben nicht. Der Mensch entscheidet also selbst. So entscheidet sich der Mensch selbst, ob er verreisen möchte oder nicht. Sieht er Feuer, entscheidet er sich selbst zu fliehen, erblickt er etwas, das ihm lieb ist, strebt er danach.
Ebenso verhält es sich mit den guten und schlechten Taten, mit dem Gehorsam und dem Ungehorsam. Man verrichtet aus dem eigenen freien Willen heraus die guten oder eben die schlechten Taten bzw. unterlässt sie aus der eigenen Entscheidung heraus.

Quelle:
Vortragsreihe des ehrenwerten Gelehrten Muhammad Ibn Salih Al´Uthaimin